Amnesty Journal Kuba 28. März 2013

"Nun muss ich nur noch abheben :-)"

Gepackter Koffer. Die kubanische Bloggerin Yoani Sánchez wartet auf dem Flughafen in Havanna auf ihren Flug nach Brasilien

Gepackter Koffer. Die kubanische Bloggerin Yoani Sánchez wartet auf dem Flughafen in Havanna auf ihren Flug nach Brasilien

Als es endlich soweit war, lasen Tausende auf Twitter mit: "Ich habe es durch die Passkontrolle geschafft. Nun muss ich nur noch das Flugzeug betreten und abheben :-)" Die kubanische Internetaktivistin Yoani Sánchez durfte Ende Februar zum ersten Mal seit Jahren ihr Heimatland verlassen.

Die 37-Jährige gilt als eine der bekanntesten Bloggerinnen der Welt, allein auf Twitter folgen ihr mehr als 400.000 Nutzer. In ihrer Heimat ist sie hingegen weitgehend unbekannt, schließlich sind Internetanschlüsse auf Kuba rar. Seit fünf Jahren hatte sie sich um eine Ausreise bemüht, doch die kubanische Regierung lehnte zwanzig Anträge in Folge ab. Amnesty International hat dagegen wiederholt protestiert. Nun profitierte Yoani Sánchez von einem neuen Migrationsgesetz, das Mitte Januar auf Kuba in Kraft trat: Die Regierung des kommunistischen Inselstaats gewährte den Bürgern erstmals weitgehende Reisefreiheit. Kubaner, die ihr Land verlassen wollen, benötigen fortan keine Sondergenehmigungen mehr, sondern nur noch einen gültigen Pass und ein Visum des Ziellandes. Ein Massenexodus ist allerdings nicht zu erwarten: Wer einen Reisepass beantragt, muss 100 US-Dollar zahlen – für die meisten Kubaner eine unerschwingliche Summe. Dass ihre Ausreise nun einen weltweiten Medienrummel auslöste, hat für Yoani Sánchez daher auch einen bitteren Beigeschmack: "Eine Person besitzt einen Reisepass und betritt ein Flugzeug – eigentlich sollte das keine Nachricht wert sein", sagte sie. In den kommenden drei Monaten will sie zwölf Länder besuchen, darunter Brasilien, Mexiko, die USA, Spanien, Italien und Polen. Auch ein Besuch in Deutschland ist geplant.

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