Flüchtlinge in Gefahr

Syrische Flüchtlinge in Bulgarien

Syrische Flüchtlinge in Bulgarien

Die bulgarischen Behörden kommen nur schwer mit der wachsenden Anzahl an Flüchtlingen und MigrantInnen zurecht. Viele der Flüchtlinge stammen aus Syrien und alle gelangen über die bulgarisch-türkische Grenze ins Land. In Bulgarien leben sie unter sehr schlechten Bedingungen. So haben sie in den überfüllten Flüchtlingslagern weder angemessenen Zugang zu sanitären Anlagen noch zu Lebensmitteln und medizinischer Versorgung.

Appell an

INNENMINISTER
Tsvetlin Yovchev
Ministry of Interior
29 Shesti Septemvri Str.
Sofia 1000
BULGARIEN
(Anrede: Dear Minister / Sehr geehrter Herr Minister)
Fax: (00 359) 2 982 2780
E-Mail: tyovchev@mvr.bg

LEITER DER STAATLCHEN AGENTUR FÜR FLÜCHTLINGE
Nikolay Chirpanliev
1233 Sofia
Serdika District
114-B Maria Luiza Blvd
BULGARIEN
(Anrede: Dear President / Sehr geehrter Herr Chirpanliev)
Fax: (00 359) 2 955 9476
E-Mail: sar@saref.government.bg

Sende eine Kopie an

BOTSCHAFT DER REPUBLIK BULGARIEN
S.E. Herrn Radi Naidenov
Mauerstr. 11
10117 Berlin
Fax: 030-208 68 38
E-Mail: info@botschaft-bulgarien.de

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Bulgarisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 27. Januar 2014 keine Appelle mehr zu verschicken.

Amnesty fordert:

FAXE, E-MAILS UND LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Ich bitte Sie eindringlich, unverzüglich sicherzustellen, dass die Lebensbedingungen der Flüchtlinge und MigrantInnen in Bulgarien einem angemessenen Standard entsprechen. Bitte stellen Sie ihnen adäquate Unterkünfte zur Verfügung und sorgen Sie dafür, dass sie Zugang zu medizinischer und psychologischer Hilfe erhalten.

  • Ich möchte Sie darauf hinweisen, dass die Flüchtlinge und Asylsuchenden sich in den Aufnahmelagern frei bewegen können müssen.

PLEASE WRITE IMMEDIATELY

  • Urging the Bulgarian authorities to take immediate measures to ensure that conditions for refugees and migrants provide an adequate standard of living, which should include adequate accommodation and access to health care, including psychological treatment; and pointing out that reception centres must allow refugees and asylum-seekers with freedom of movement.

Sachlage

Erst im November gewährte die Europäische Kommission Bulgarien 5,6 Millionen Euro Flüchtlingshilfe, damit das Land "den wachsenden Zustrom an Asylsuchenden bewältigen und eine Verbesserung der Situation der Flüchtlinge vor Ort gewährleisten" kann. Dennoch leben die Flüchtlinge in Bulgarien weiterhin unter prekären Bedingungen. Die bulgarischen Behörden haben zwar mit einer Verbesserung der Aufnahmelager für Flüchtlinge begonnen, die Bedingungen dort sind jedoch längst nicht angemessen.

Den Behörden in Bulgarien ist es bislang nicht gelungen, effektive Maßnahmen für die Versorgung der vielen Flüchtlinge und MigrantInnen zu treffen, die über die bulgarisch-türkische Grenze ins Land kommen. Seit Juli 2013 ist die Anzahl der Flüchtlinge, von denen viele aus Syrien stammen, stark gestiegen. 10.200 Menschen sind bis November dieses Jahres nach Bulgarien geflohen. Hunderte leben unter schlechten Bedingungen in überfüllten Lagern, in denen sie weder angemessenen Zugang zu sanitären Anlagen noch zu medizinischer und psychologischer Hilfe haben und nicht ausreichend mit Lebensmitteln versorgt sind. Besonders negativ wirken sich diese Umstände auf Flüchtlinge aus, die im syrischen Bürgerkrieg Verletzungen erlitten haben, sowie auf schwangere Frauen, Säuglinge und Kinder.

Die bulgarischen Behörden haben in baufälligen ehemaligen Schulgebäuden und Schiffscontainern "Notlager" eingerichtet, in denen die Flüchtlinge auf abgenutzten Klappbetten oder auf dünnen Matratzen auf dem Boden schlafen müssen. Das "Notlager" in der Stadt Harmanli ist ein sogenanntes "geschlossenes Lager", in dem die Menschen praktisch eingesperrt sind.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Seit Juli 2013 berichten die bulgarischen Medien über den stark wachsenden Zustrom an Flüchtlingen und MigrantInnen, die über die türkische Grenze in Bulgarien Schutz suchen. Waren es im Jahr 2012 rund 1.700 Flüchtlinge, sind 2013 bislang 10.200 Personen nach Bulgarien geflohen. Die Lage spitzte sich zu, als im Oktober 3.600 Flüchtlinge und MigrantInnen nach Bulgarien kamen. Überwiegend waren es Menschen, die Schutz vor dem bewaffneten Konflikt in Syrien suchten. Die zweitgrößte Gruppe stammte aus Afghanistan.

Den bulgarischen Behörden ist es bislang nicht gelungen, geeignete Maßnahmen für die Unterbringung der vielen Flüchtlinge und MigrantInnen zu treffen. Hunderte schutzbedürftige Menschen wohnen seit Monaten unter prekären Bedingungen. Die Staatliche Agentur für Flüchtlinge in Bulgarien betreibt drei offizielle Aufnahmelager (Banya, Ovcha Kupel und Pastrogor), in denen 1.200 Menschen Platz finden. Im September 2013 teilte die Agentur mit, die Kapazitäten der Aufnahmelager seien erschöpft. Als Reaktion auf das, was die bulgarischen Behörden als "Migrantenstrom" bezeichnen, wurden die "Notlager" Voenna Rampa, Vrazhdebna, Harmanli und Kovatchevtsi eingerichtet. Zwei der neu eingerichteten Lager sind in leerstehenden Schulen in den Bezirken Voenna Rampa und Vrazhdevna in der bulgarischen Hauptstadt Sofia untergebracht, eines wurde in einem ehemaligen Militärkomplex in der Stadt Harmanli eingerichtet, ein weiteres Lager befindet sich in einem ehemaligen Sommerlager in dem Dorf Kovatchevtsi.

Da die "neuen" Lager bislang nicht in angemessene Unterkünfte umfunktioniert worden sind, sind die Bedingungen dort noch immer prekär. Trotz der Witterungsbedingungen Anfang Dezember mit Minusgraden und Schnee, waren die Menschen weiter in überfüllten und unzureichend beheizten Zelten, Containern und baufälligen Gebäuden untergebracht, in denen sie keinen angemessenen Zugang zu sanitären Anlagen haben. Es stehen nicht ausreichend Betten und Decken zur Verfügung, es mangelt an medizinischer Versorgung und Lebensmitteln. Angesichts einer fehlenden Lebensmittelversorgung der Flüchtlinge und MigrantInnen seitens der Regierung, versorgt eine Gruppe freiwilliger Helfer namens "Flüchtlingsfreunde" die Flüchtlingslager regelmäßig mit Lebensmitteln. Aufgrund des erheblichen Mangels an medizinischer Versorgung kündigte die Organisation "Ärzte ohne Grenzen" im November die Einrichtung einer Krankenstation im Lager in Harmali an.

Obwohl die bulgarischen Behörden begonnen haben, die Bedingungen in den "Notlagern" zu verbessern, sind diese noch immer mangelhaft und stellen eine Gefahr für die Gesundheit der Flüchtlinge und MigrantInnen dar. Die Behörden in Bulgarien müssen dringend und umgehend dafür sorgen, dass die Bedingungen in den Aufnahmelagern für Flüchtlinge verbessert werden.

Weitere Informationen zum Thema finden Sie in dem englischsprachigen Bericht Refugees in Bulgaria trapped in substandard conditions unter http://www.amnesty.org/en/library/info/EUR15/002/2013/en.