Zwangsbehandlung beendet

Der Psychiater Igor Postnov ist aus dem psychiatrischen Krankenhaus in Vitebsk, einer Stadt im Norden von Belarus, entlassen worden. Er war dort zwangsbehandelt worden, weil er zuvor offen Kritik am belarussischen Gesundheitssystem geübt hatte.

Sachlage

Igor Postnov ist am 30. September aus dem Regionalzentrum für Psychiatrie und Narkologie in Vitebsk entlassen worden, nachdem er dort seit August zwangsbehandelt worden war. Er hat mittlerweile seine Arbeit wieder aufgenommen, die Diagnose seiner "psychopathischen Persönlichkeitsstörung mit der Besessenheit, die Behörden zu schikanieren", besteht jedoch noch immer. Sollte er weiterhin offen Kritik an den belarussischen Behörden üben, könnte er erneut zwangsbehandelt werden.

Am 12. September hatte das Landgericht von Vitebsk in einer geschlossenen Sitzung, der nur ein Staatsanwalt sowie VertreterInnen des Regionalzentrums für Psychiatrie und Narkologie beiwohnten, die Entscheidung des Bezirksgerichts, Igor Postnov solle in ebendiesem Krankenhaus zwangsbehandelt werden, bestätigt. Igor Postnov hat gegen seine rechtswidrige Einweisung in die psychiatrische Klinik Rechtsmittel eingelegt. Er beschrieb seinen dortigen Aufenthalt als seelische Folter. So wurde ihm jeglicher Kontakt zur Außenwelt verwehrt: Er hatte keinen Zugang zu seinem Rechtsbeistand, durfte keine Anrufe oder Pakete empfangen und wusste nicht, dass MenschenrechtsverteidigerInnen, AktivistInnen und FreundInnen sich für seine Freilassung einsetzten. Anfangs verweigerte Igor Postnov jegliche Behandlung. Als die ÄrztInnen jedoch damit drohten, ihn länger in der Klink zu behalten, willigte er ein, die ihm verschriebenen Medikamente zu nehmen.

Igor Postnov bedankte sich bei Amnesty International für die Appelle, die in seinem Namen geschickt wurden: "Ich bin sicher, dass die Briefe bei meiner Freilassung eine Rolle gespielt haben, aber es geht nicht nur um mich. Es ist sehr beängstigend, dass die Regierung mit derartigen Methoden gegen ihre Dissidenten vorgeht." Amnesty International wird Igor Postnov weiterhin unterstützen und dafür sorgen, dass er eine unabhängige ärztliche Untersuchung erhält.

Weitere Aktionen des Eilaktionsnetzes sind derzeit nicht erforderlich. Vielen Dank allen, die Appelle geschrieben haben.