Student inhaftiert

Ergebnis dieser Urgent Action

Der südkoreanische Student Joo Won-moon wurde von den nordkoreanischen Behörden freigelassen und ist nach Südkorea zurückgekehrt.

Amnesty International

Amnesty International

Der südkoreanische Student Joo Won-moon wurde im April beim Grenzübertritt von China nach Nordkorea festgenommen. Ihm drohen eine lange Haftstrafe sowie möglicherweise Folter und andere Misshandlung. Bislang liegen keine Informationen über ein Gerichtsverfahren gegen ihn vor.

Appell an

OBERSTER BEFEHLSHABER DER NORDKOREANISCHEN VOLKSARMEE

Kim Jong-un
c/o

VERTRETER NORDKOREAS BEI DEN VEREINTEN NATIONEN IN NEW YORK
Mr Ja Song-nam
Permanent Mission of the Democratic People’s Republic of Korea in New York
820 Second Ave, 13th Floor, New York
NY 10017, USA
(Anrede: Dear Ambassador / Sehr geehrter Herr Ja Song-nam)
Fax: (00 1) 212 972 3154
E-Mail: dpr.korea@verizon.net

oder c/o

VERTRETER NORDKOREAS BEI DEN VEREINTEN NATIONEN IN GENF
Mr So Se-pyong

Chemin de Plonjon 1, 1207 Geneva
SCHWEIZ
(Anrede: Dear Ambassador / Sehr geehrter Herr So Se-pyong)
Fax: (00 41) 22 786 0662
E-Mail: mission.korea-dpr@ties.itu.int

VOLKSSICHERHEITSMINISTER
Choe Bu-il
Ministry of People’s Security
Pyongyang
DEMOKRATISCHE VOLKSREPUBLIK KOREA
(Anrede: Dear Minister / Sehr geehrter Herr Minister)
Twitter: @uriminzok

Sende eine Kopie an

BOTSCHAFT DER DEMOKRATISCHEN VOLKSREPUBLIK KOREA
S. E. Herrn Si Hong Ri
Glinkastraße 5-7
10117 Berlin
Fax: 030-226 519 29
E-Mail: info@dprkorea-emb.de

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Koreanisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 24. August 2015 keine Appelle mehr zu verschicken.

Amnesty fordert:

TWITTERNACHRICHTEN, FAXE, E-MAILS ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Lassen Sie Joo Won-moon, Kim Jung-wook, Kim Kuk-gi und Choe Chun-gil bitte umgehend und bedingungslos frei, sollten sie nicht unverzüglich einer international als Straftat anerkannten Handlung angeklagt und in einem Verfahren vor Gericht gestellt werden, das den internationalen Standards für ein faires Gerichtsverfahren entspricht und in dem nicht auf die Todesstrafe zurückgegriffen wird.

  • Bitte sorgen Sie dafür, dass die vier Männer bis zu ihrer Freilassung regelmäßigen und uneingeschränkten Zugang zu ihren Rechtsbeiständen und Familienangehörigen sowie zu den südkoreanischen Behörden haben. Stellen Sie zudem sicher, dass die Inhaftierten vor Folter und anderer Misshandlung geschützt werden und jede medizinische Versorgung erhalten, die sie benötigen.

PLEASE WRITE IMMEDIATELY

  • Calling on the authorities to immediately and unconditionally release Joo Won-moon, Kim Jung-wook, Kim Kuk-gi and Choe Chun-gil, unless they are charged with an internationally recognizable criminal offense and tried in proceedings which meet international fair trial standards, without recourse to the death penalty.

  • Calling on them to ensure that pending their release, Joo Won-moon, Kim Jung-wook, Kim Kuk-gi and Choe Chun-gil have regular, unrestricted access to their lawyers, families, and South Korean authorities, have access to any medical treatment they may require, and are protected from torture and other ill-treatment.

Sachlage

Joo Won-moon, ein Student aus Südkorea, wurde am 21. April von den nordkoreanischen Behörden in Gewahrsam genommen, nachdem er nahe der chinesischen Stadt Dandong zu Fuß die Grenze nach Nordkorea übertreten hatte. Er lebte bis vor Kurzem in den USA und hatte sein Studium pausiert, um in Asien zu reisen.

Im Mai erschien Joo Won-moon zusammen mit drei weiteren südkoreanischen Männern, die ebenfalls in Nordkorea inhaftiert sind, für ein Interview in den internationalen Medien. In einem Interview des Senders CNN am 4. Mai gab Joo Won-moon an, dass er bei seiner Einreise nach Nordkorea "festgenommen werden wollte", weil er hoffte, damit eine Verbesserung der Beziehungen zwischen Nord- und Südkorea zu erwirken. Joo Won-moon sagte in dem Interview, er sei gesund und erhalte ausreichend zu essen.

Die übrigen drei Männer sind jeweils zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Es handelt sich bei ihnen um zwei Missionare, Kim Jung-wook und Kim Kuk-gi, sowie den Geschäftsmann Choe Chun-gil. Kim Jung-wook war am 8. Oktober 2013 festgenommen und am 30. Mai 2014 verurteilt worden. Die beiden anderen Männer wurden am 23. Juni 2015 verurteilt, nachdem sie am 26. März 2015 festgenommen worden waren. In Medieninterviews "gestanden" alle drei Männer "staatsfeindliche Verbrechen" wie z. B. "Verschwörung zum Umsturz" und Spionage. Die nordkoreanischen Behörden haben keinerlei Informationen bezüglich der Gerichtsverfahren oder der gegen die Männer vorliegenden Beweise preisgegeben. Laut Angaben der südkoreanischen Behörden seien die Männer nicht beauftragt worden, in Nordkorea Spionage zu betreiben.

Bislang haben sich die nordkoreanischen Behörden geweigert, den Verbleib der Männer bekanntzugeben. Allem Anschein nach dürfen die Männer nicht mit ihren Familien, Rechtsbeiständen oder den südkoreanischen Behörden kommunizieren.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Im Februar 2014 veröffentlichte die UN-Kommission zur Untersuchung von Menschenrechtsverletzungen in Nordkorea ihren Bericht. Darin sind systematische, weit verbreitete und schwere Menschenrechtsverletzungen so gut wie jeder Art dokumentiert, von denen manche als Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu betrachten sind.

Hunderttausende Menschen werden in Nordkorea nach wie vor in politischen Straflagern und anderen Hafteinrichtungen festgehalten. Dort sind sie regelmäßig systematischen, weit verbreiteten und schweren Verletzungen ihrer Menschenrechte ausgesetzt. Hierzu zählen außergerichtliche Hinrichtungen, Folter und andere Misshandlungen wie beispielsweise Schläge, lange und anstrengende Zwangsarbeit ohne Ruhepausen sowie Nahrungsentzug. In den politischen Straflagern werden sowohl Nordkoreaner_innen als auch ausländische Staatsangehörige festgehalten. Viele der Inhaftierten wurden nicht auf Grundlage einer international als Straftat anerkannten Handlung verurteilt.

Die Regierung leugnet nach wie vor die Existenz dieser politischen Straflager. Die Behörden erkennen internationale Organisationen zur Beobachtung der Menschenrechtslage, einschließlich Amnesty International und den UN-Sonderberichterstatter über die Menschenrechtssituation in Nordkorea, weder an noch gestatten sie ihnen die Einreise ins Land. Die anhaltenden Zugangsbeschränkungen für unabhängige Beobachter_innen und zwischenstaatliche und humanitäre Organisationen erschweren die Bemühungen, die Menschenrechtslage in Nordkorea einzuschätzen.

Am 15. Juni 2015 entließ Nordkorea zwei südkoreanische Touristen aus dem Gewahrsam, die nach Angaben der Behörden einen Monat zuvor illegal ins Land eingereist waren. Es ist unklar, weshalb die südkoreanischen Staatsangehörigen freigelassen wurden. Einige südkoreanische Vertreter_innen interpretierten die Freilassung als versöhnlich gemeinte Geste, da sie am Jahrestag des innerkoreanischen Gipfeltreffens (das im Jahr 2000 stattgefunden hatte) geschah. Zudem hat Nordkorea unlängst zu verstehen gegeben, dass es für Friedensgespräche mit Südkorea offen ist. Am 5. August wird Lee Hee-ho, die Frau des verstorbenen früheren Präsidenten Kim Dae-jung, einen viertägigen Nordkorea-Besuch antreten.