Gefahr für Zivilbevölkerung

Seit dem 13. Mai 2009 sind im Bundesstaat Delta in Südwest-Nigeria Tausende Dorfbewohner vertrieben worden. Mindestens genauso viele sind gefangen im Kreuzfeuer zwischen bewaffneten Gruppen einerseits und der "Joint Task Force" (JTF) andererseits, die sich aus Truppen des Militärs, der Marine, der Luftwaffe und der mobilen Eingreiftruppe der Polizei ("mobile police"), die 2004 gegründet wurde, um die Ordnung im Nigerdelta wiederherzustellen, zusammensetzt. Die Angriffe der JTF auf Gemeinden wie Okerenkoko und Oporoza setzen sich täglich aufs Neue fort, da die JTF Berichten zufolge glaubt, dass sich dort die bewaffneten Gruppen verstecken.

Appell an

PRÄSIDENT His Excellency Alhaji Umar Yar’Adua President of the Republic of Nigeria Commander in Chief of the Armed Forces Office of the President Aso Rock Abuja Federal Capital Territory NIGERIA (korrekte Anrede: Your Excellency) Fax: (00 234) 9-2341733 oder 9-314 8793

Sende eine Kopie an

BEFEHLSHABER DER JOINT TASK FORCE IM NIGERDELTA Brigadier General Sakin-Yaki Bello Efferun Barracks Warri Delta State NIGERIA (korrekte Anrede: Dear Brigadier General)

 

BOTSCHAFT DER BUNDESREPUBLIK NIGERIA S.E. Herrn Abdul-Kadir Bin Rimdap Neue Jakobstraße 4 10179 Berlin Fax: 030-2123 0212 E-Mail: info@nigeriaembassygermany.org

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 1. Juli 2009 keine Appelle mehr zu verschicken.

PLEASE SEND APPEALS TO ARRIVE AS QUICKLY AS POSSIBLE, IN ENGLISH OR YOUR OWN LANGUAGE

  • expressing concern about the number of people who have been killed, injured and displaced in the recent operations in Warri area of Delta State;

  • calling on the Federal Government to ensure that the JTF uses force only in a way that does not result in human right abuses;

  • calling on the Federal government not to forcibly displace people;

  • calling on the Federal Government to carry out a thorough, independent and impartial investigation into violations committed by the JTF and the abuses committed by the armed groups.

Amnesty fordert:

SCHREIBEN SIE BITTE E-MAILS, FAXE ODER LUFTPOSTBRIEFE, IN DENEN SIE

  • Ihre Besorgnis über die Anzahl der in den kürzlichen Einsätzen in den Warri-Bezirken getöteten, verletzten und vertriebenen Menschen ausdrücken;

  • die Regierung auffordern, sicherzustellen, dass die JTF Gewalt nur so anwendet, dass sie keine Verstöße gegen die Menschenrechte nach sich zieht;

  • die Regierung auffordern, Menschen nicht gewaltsam zu vertreiben;

  • fordern, dass unverzüglich eine umfassende, unabhängige und unparteiische Untersuchung aller Verstöße und Misshandlungen eingeleitet wird, die die JTF und die bewaffneten Gruppen begangen haben.

Sachlage

Die Angriffe der JTF begannen am 13. Mai, nachdem die JTF Berichten zufolge von bewaffneten Gruppen im Bundesstaat Delta angegriffen wurde. Die JTF haben Angriffe zu Land und aus der Luft auf Gemeinden der Regierungsbezirke Warri-Süd und Warri-Südwest durchgeführt. Die nigerianische Regierung ist der Überzeugung, dass sich dort die Lager der bewaffneten Gruppen befinden. Es wird befürchtet, dass bereits Hunderte Menschen ums Leben gekommen sind.

Am 15. Mai 2009 attackierte die JTF mehrere Gemeinden des Königreichs Gbaramatu, darunter Okerenkoko und Oporoza, mit Kampfhubschraubern. In Oporoza hatten gerade etwa 500 Menschen einen alljährlichen Festtag gefeiert, der in mehreren Gemeinden in Gbaramatu zelebriert wurde. Die genaue Zahl der Opfer dieser Attacken ist noch unbekannt. Amnesty International vorliegenden Berichten zufolge wurden vermutlich Hunderte Unbeteiligte, darunter Frauen und Kinder, von der JTF und den bewaffneten Gruppen verletzt oder getötet.

Die 20.000 Bewohner des Gebiets, in dem die Angriffe stattfinden, sitzen wegen der andauernden Einsätze der JTF dort fest. Für die Menschen dieser Gemeinden sind Boote das Hauptverkehrsmittel. Diejenigen, die jedoch versuchen, mit einem Boot irgendwo hin zu fahren, werden Berichten zufolge zur Zielscheibe der JTF oder der bewaffneten Gruppen.

Tausende Personen sind aus ihren Dörfern geflohen und können nicht wieder in ihre Häuser zurückkehren. Viele Häuser wurden vom Militär in Brand gesteckt oder zerstört. Die Menschen halten sich immer noch ohne Zugang zu medizinischer Versorgung und Nahrungsmitteln im Wald versteckt.

Amnesty International fordert die JTF und die bewaffneten Gruppen dazu auf, Gewalt nur so anzuwenden, dass sie keine Verstöße gegen die Menschenrechte nach sich zieht, Menschen nicht gewaltsam zu vertreiben, und sicherzustellen, dass alle, die medizinischer Hilfe bedürfen, freien Zugang zu medizinischer Versorgung erhalten.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Armut und Korruption sowie Öl, Waffen und Banden haben das Nigerdelta in eine sehr instabile Region verwandelt. In den letzten Jahren haben bewaffnete Gruppen und kriminelle Banden offen und gewaltsam um die Kontrolle von Ressourcen gekämpft. Dadurch kam es zu vermehrten gewaltsamen Konfrontationen zwischen den bewaffneten Gruppen und der JTF.

Der JTF wird sehr häufig vorgeworfen, dass sie unverhältnismäßig gewalttätig gegen bewaffnete Gruppen und Banden vorgeht. Dabei werden oft Unbeteiligte aus örtlichen Gemeinden verletzt oder getötet. Im August 2008 wurden nach einem Angriff auf die JTF von Seiten bewaffneter Gruppen mindestens vier Personen getötet, als das Militär das Dorf Agge im Bundesstaat Bayelsea überfiel. Im August 2007 griff die JTF in einen Konflikt zwischen zwei rivalisierenden Banden in Port Harcourt (Bundesstaat Rivers) ein. Sie verwendeten Hubschrauber und Maschinengewehre und töteten mindestens 32 Personen, unter ihnen Bandenmitglieder, Angehörige der Sicherheitskräfte und Unbeteiligte.