Gemeindesprecherin in Haft

Lage Togos

Lage Togos

Die Bäuerin und Gemeindesprecherin Salomée Abalodo steht wegen "Rebellion" und "Beteiligung an einem nicht genehmigten Protest" unter Anklage. Am 13. April wurde sie im Bezirk Pagouda in Kara im Norden Togos festgenommen, nachdem sie verletzte Demonstrierende fotografiert hatte und die lokalen Behörden auffordert, die Sicherheitskräfte davon abzuhalten, exzessive Gewalt gegen friedliche Demonstrierende einzusetzen. Sie ist im Gefängnis von Kara inhaftiert.

Appell an

PRÄSIDENT
Faure Essozimna Gnassingbé
Boulevard du Mono
Lomé
TOGO
(Anrede: Your Excellency / Exzellenz)
E-Mail: dircomprtogo@gmail.com
Twitter: @FEGnassingbe

JUSTIZMINISTER
Pius Kokouvi Agbetomey
Ministry of Justice
3 rue de l'OCAM
BP 121, Lomé
TOGO
(Anrede: Your Excellency / Exzellenz)
E-Mail: minjusticetogo@yahoo.fr
Twitter: @MinJusticeTG

Sende eine Kopie an

AUSSENMINISTER
Robert Dussey
Ministry of Foreign Affairs
BP 900, Lomé
TOGO
E-Mail: maeirtgce@hotmail.fr
Twitter: @rdussey

BOTSCHAFT DER REPUBLIK TOGO
S.E. Herrn Komi Bayédzè Dagoh
Grabbeallee 43
13156 Berlin
Fax: 030 – 499 089 67
E-Mail: allemagne@diplomatie.gouv.tg

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Englisch, Französisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 21. Juni 2017 keine Appelle mehr zu verschicken.

Amnesty fordert:

E-MAILS, FAXE, TWITTER-NACHRICHTEN ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Ich fordere Sie nachdrücklich auf, Salomée T. Abalodo umgehend freizulassen, da sie nur aufgrund der friedlichen Wahrnehmung ihres Rechts auf Meinungsfreiheit inhaftiert ist.

  • Bitte stellen Sie sicher, dass die anderen sechs Inhaftierten freigelassen werden, sollten sie nur aufgrund der Wahrnehmung ihres Rechts auf Versammlungsfreiheit inhaftiert sein.

  • Untersuchen Sie bitte auch die Berichte über exzessive Gewaltanwendung und bringen Sie die mutmaßlichen Verantwortlichen in Verfahren vor Gericht, die den internationalen Standards für faire Gerichtsverfahren entsprechen.

PLEASE WRITE IMMEDIATELY

  • Calling on the Togolese authorities to immediately and unconditionally release Salomée T. Abalodo as she is being detained solely for exercising her right to freedom of expression.

  • Urging them to ensure that the six others detained are released if they are detained solely for exercising their right to peaceful assembly.

  • Urging them to investigate the reports of excessive use of force and to bring those suspected of responsibility to justice in proceedings that meet international fair trial standards.

Sachlage

Die Bäuerin, Gemeindesprecherin und Mutter zweier Kinder Salomée Abalodo ist der "Rebellion" und "Beteiligung an einem nicht genehmigten Protest" angeklagt worden. Sie wurde am selben Tag nach einem Treffen im Büro des Präfekten (eines örtlichen Behördenvertreters) von Gendarm_innen im Bezirk Pagouda festgenommen. Salomée T. Abalodo wandte sich an das Büro des Präfekten und hatte dort ein Treffen mit seinem Assistenten, um zu erreichen, dass die Sicherheitskräfte die Anwendung exzessiver Gewalt gegen Demonstrierende einstellen. Während des Treffens zeigte sie dem Assistenten des Präfekten Fotos und Videos von Verwundeten, die sie mit ihrem Handy im Krankenhaus gemacht hatte, nachdem die Sicherheitskräfte exzessive Gewalt gegen eine Gruppe von Protestierenden angewendet hatten. Als die Gendarm_innen sie festnahmen, nahmen sie ihr auch das Telefon ab.

Salomée T. Abalodo war zuerst in der Brigade von Pagouda inhaftiert. Eine Gendarmin nahm ihr die Bibel und den Rosenkranz ab und untersagte ihr das Beten. Sie wurde genötigt, eine Erklärung der Polizei zu unterschreiben, ohne sie gelesen zu haben, obwohl sie mehrmals darum gebeten hatte, das Dokument vorher lesen zu dürfen. Sie ist derzeit in einem Gefängnis in Kara inhaftiert. Ihren Angaben zufolge war sie nicht an dem Protest beteiligt.

Am Tag der Festnahme von Salomée T. Abalodo hielten lokale Gemeinschaften im Bezirk Pagouda friedliche Demonstrationen ab, bei denen sie die örtlichen Behörden aufriefen, die Ergebnisse der Wahl zum traditionellen Oberhaupt von 2015 zu veröffentlichen. Die örtlichen Behörden hatten die Gemeinschaften am Tag zuvor darüber in Kenntnis gesetzt, dass die Demonstrationen nicht genehmigt seien. Die Sicherheitskräfte setzten Tränengas und Gummigeschosse ein, um die Demonstration aufzulösen. Mindestens sechs Demonstrierende wurden von den Gummigeschossen verletzt und weitere sechs Personen wurden festgenommen. Die sechs Festgenommenen sind ebenfalls in einem Gefängnis in Kara inhaftiert und wegen "Rebellion" und "Beteiligung an einem nicht genehmigten Protest" angeklagt.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Die Sicherheitskräfte setzen weiterhin exzessive Gewalt gegen Demonstrierende ein. In Togo kommt es nach wie vor zu willkürlichen Festnahmen und Inhaftierungen, Folter und anderen Misshandlungen und Straflosigkeit bei Menschenrechtsverletzungen.

Amnesty International hat den togolesischen Behörden gegenüber immer wieder Kritik an der exzessiven Gewaltanwendung der Sicherheitskräfte gegen Demonstrierende und dem Einsatz von Folter und anderen Misshandlungen von Festgenommenen und Inhaftierten geäußert.

Im Oktober 2016 wurde Togo im Rahmen der Allgemeinen Regelmäßigen Überprüfung durch den UN-Menschenrechtsrat überprüft. Die UN-Mitgliedsstaaten drückten darin unter anderem ihre Besorgnis über die Straflosigkeit und die Einschränkungen der Meinungs- und Versammlungsfreiheit aus.

Im März gingen Hunderte Menschen in Lomé auf die Straße, um gegen die Erhöhung der Benzinpreise zu demonstrieren. Eine demonstrierende Person wurde angeschossen und mehrere andere verletzt.

Am 4. April wurde Kombate Garimbité, Mitglied der Oppositionspartei Alliance des démocrates pour le développement intégral (ADDI), festgenommen, nachdem er an einem Treffen von Eltern und Studierenden in Yembour teilgenommen hatte. Bei diesem Treffen forderten die lokalen Behörden die Eltern auf, pro Familie 1600 CFA Francs (etwa 2,50 Euro) zu bezahlen, um Schäden zu beheben, die von mehreren Studierenden während Demonstrationen im März 2016 verursacht worden waren. Die Studierenden forderten ein Ende des Streiks der Lehrer_innen, um den Unterricht wieder aufzunehmen. Kombate Garimbité lehnte diesen Vorschlag ab. Er wurde festgenommen und man warf ihm "schwere Störung der öffentlichen Ordnung" vor, da er die Studierendendemonstrationen angezettelt habe. Er ist jetzt im Gefängnis Dapaong im Norden des Landes inhaftiert. Er gibt an, dass er nicht an der Organisation der Demonstrationen beteiligt gewesen ist und erklärt, dass er zur Zeit der Demonstrationen in Lomé war, 630 km von Yembour entfernt.