Geflüchtete unsicher

Flüchtlinge sitzen unter schlechten Bedingungen in Griechenland fest

Flüchtlinge sitzen unter schlechten Bedingungen in Griechenland fest

Mehr als 1.000 Geflüchtete und Migrant_innen leben in unbewohnbaren und unsicheren Verhältnissen in drei Lagern in Elliniko, Athen. Frauen und Mädchen droht dort sexualisierte und geschlechtsspezifische Gewalt. Die Behörden müssen den Bewohner_innen dringend und nach einer echten Konsultation angemessenen alternativen Wohnraum zur Verfügung stellen, damit diese Lager geschlossen werden können.

Appell an

MINISTER FÜR MIGRATION Ioannis Mouzalas Stadiou 27 10183 Athen GRIECHENLAND (Anrede: Dear Minister / Sehr geehrter Herr Minister) Fax: (00 30) 213 136 4418 E-Mail: aid@ypes.gr

ALTERNIERENDER MINISTER FÜR BÜGERSCHUTZ Nikolaos Toskas Ministry for Citizens’ Protection P. Kanellopoulou 4 10177 Athens GRIECHENLAND (Anrede: Dear Minister / Sehr geehrter Herr Minister) E-Mail: pressoffice@yptp.gr

Sende eine Kopie an

BOTSCHAFT DER HELLENISCHEN REPUBLIK S.E. Herrn Theodoros Daskarolis Jägerstraße 54/55 10117 Berlin Fax: 030-206 264 44 E-Mail: info@griechische-botschaft.de

 

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Englisch oder auf Deutsch. Da Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 5. Juni 2017 keine Appelle mehr zu verschicken.

Amnesty fordert:

E-MAILS, FAXE ODER LUFTPOSTBRIEFE MIT FOLGENDEN FORDERUNGEN

  • Bitte stellen Sie den Bewohner_innen in Elliniko dringend und nach einer echten Konsultation unter zielführender Einbeziehung der Frauen und Mädchen angemessenen alternativen Wohnraum zur Verfügung, damit die Lager geschlossen werden können.

  • Ergreifen Sie bitte sofortige Maßnahmen, um die Sicherheit und Gesundheit der Bewohner_innen zu gewährleisten, bis eine alternative Unterkunft zur Verfügung gestellt wird und achten Sie dabei insbesondere auf die Bedürfnisse von Frauen und Mädchen.

  • Bitte gewährleisten Sie, dass bei einer Schließung der Lager niemand obdachlos oder anderen Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt wird. Alternative Unterkünfte müssen sicher sein und die besonderen Bedürfnisse von Frauen und Mädchen beachten und sollten an Orten entweder in Athen oder mit leichten Zugang nach Athen liegen, so dass die Elliniko-Bewohner_innen weiterhin Unterstützung durch Netzwerke herhalten, die sie in ihrer Zeit in Elliniko aufgebaut haben, dazu gehören medizinische und psychologische Behandlungen.

PLEASE WRITE IMMEDIATELY

  • Urging the authorities to offer adequate, alternative housing to Elliniko residents with a view to close the three camps, following a genuine consultation, which ensures the meaningful participation of women and girls.

  • Urging them to take immediate measures to ensure the safety, security and health of residents, until adequate alternative housing is provided, paying special attention to the needs of women and girls.

  • Urging the authorities to guarantee that no one is rendered homeless or at risk of other human rights violations as a result of closing the camps. Alternative housing must be safe and secure, taking into account specific needs of women and girls, and should be in locations either within or with easy access to Athens, so that Elliniko residents can continue to receive support from networks they have established during their time in Elliniko, which include medical and mental health treatment.

Sachlage

Mehr als Tausend Flüchtlinge und Migrant_innen, darunter viele Kinder, leben in abstoßenden und unsicheren Verhältnissen in drei Lagern, die in einem ehemaligen olympischen Gelände und der Ankunftshalle des nicht mehr genutzten Flughafens in Elliniko in der griechischen Hauptstadt Athen eingerichtet wurden. Die Bewohner_innen der Lager, überwiegend aus Afghanistan, leben nun seit mehr als einem Jahr in Zelten in sehr schlechten hygienischen und sanitären Verhältnissen ohne genügend Duschen und Toiletten und mit nur eingeschränkter Privatsphäre. Die Bewohner_innen beschweren sich über Ratten und Kakerlaken. Humanitäre Hilfsorganisationen in den Lagern berichten von schweren psychischen Problemen wie Depressionen, Angstzuständen und Selbstmordversuchen, die durch die schlechten Bedingungen in den Lagern verstärkt werden. "In Elliniko verliert man den Verstand", sagte eine Geflüchtete im März gegenüber Amnesty International.

Die Sicherheitslage bereitet in den Lagern große Sorge, insbesondere den Frauen und Mädchen. Sie berichten von andauernden verbalen Übergriffen und der Gefahr sexualisierter und geschlechtsspezifischer Gewalt. Es gibt nur eine mangelnde Kontrolle darüber, wer die Lager betritt, und die Polizei greift bei Sicherheitsvorfällen in den Lagern nicht ein. Fehlende Verschließmöglichkeiten an den Duschen und Toiletten der Frauen und das Schlafen in Zelten ohne jedes Sicherheitspersonal, machen die Lager besonders für Frauen und Mädchen zu einem unsicheren Ort. Viele Frauen berichteten Amnesty International, dass sie in ständiger Angst vor Angriffen in ihren Zelten, den Toiletten und Duschen leben.

Die Medien berichteten, dass die Behörden versuchen, die Lager zu schließen, doch die Bewohner_innen sagen, dass sie keine Informationen über einen möglichen Zeitplan der Schließung erhalten haben und auch nicht zu Alternativen konsultiert wurden.

Die Behörden müssen den Bewohner_innen dringend und nach einer echten Konsultation unter zielführender Beteiligung von Frauen und Mädchen angemessenen alternativen Wohnraum zur Verfügung stellen. Eine Schließung der Lager sollte auf keinen Fall zur Obdachlosigkeit führen oder anderen Menschenrechtsverletzungen gegen die Bewohner_innen Vorschub leisten.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Im Dezember 2015 und Februar 2016 wurden im Bereich Elliniko in Athen drei Lager eingerichtet, um Geflüchtete und Migrant_innen vorübergehend unterzubringen. Sie befinden sich im olympischen Hockey-Stadion (Elliniko I), in der Ankunftshalle des ungenutzten Flughafens (Elliniko II) und auf dem olympischen Baseball-Feld (Elliniko III). Am 18. April wohnten dort jeweils 469, 483 und 257 Geflüchtete und Migrant_innen. Vertreter_innen von Amnesty International haben die Lager seit Februar 2016 viermal besucht.

Die Mehrheit der Geflüchteten und Migrant_innen in der Ankunftshalle und dem Hockey-Stadion schlafen in kleinen Zelten aus dünnem Stoff. Auf dem Baseball-Feld leben die Bewohner_innen in größeren Zelten und berichten, dass sie den Elementen, wie Regen und Schnee, weitgehend ausgeliefert sind. In der Ankunftshalle und dem Hockey-Stadion in Elliniko haben die Geflüchteten und Migrant_innen versucht durch das Aufhängen von Bettlaken und Decken zwischen den Zelten etwas Privatsphäre herzustellen. Doch diese Versuche sind weitgehend umsonst, da zwischen den Zelten kaum Abstand besteht. Humanitäre Organisationen, die in den Lagern arbeiten, geben den Geflüchteten und Migrant_innen lebenswichtige humanitäre Unterstützung, warnen jedoch, dass die Gelände völlig unpassend sind, um dort Menschen zu beherbergen. Von daher ist die Arbeit, die sie zur Verbesserung der Lebensbedingungen leisten können, begrenzt. Sie empfehlen die Bereitstellung alternativer Unterkünfte, die die Bedürfnisse und Befindlichkeiten der in Elliniko lebenden Menschen einbezieht, erhöhte Sicherheit und mehr Privatsphäre gibt und das Recht der Menschen auf ein Familienleben in würdigen Verhältnissen wahrt.

HINTERGRUNDINFORMATIONEN – FORTSETZUNG AUF ENGLISCH In addition to the hazardous and substandard living conditions, one major concern for residents in Elliniko is the lack of security in the camps. There is no system of effective control over who can access the camps despite police presence at the entrance of Elliniko I and Elliniko III. Residents complain that anyone can walk into the camps. For example, they explain that, on more than one occasion, unknown persons had come into the camp and spent the night in one of the tents on the baseball field. Many of the women interviewed by Amnesty International in March 2017 stated that they were subject to incessant verbal harassment by men and that this put a great strain on their mental health. Some said that they did not want to step out of their tents – even for their basic needs – to avoid such harassment. "Our daughters cannot walk [around the camp]; single men bother and harass them". Women also reported further strain on their mental health due to this uncertainty and fearing imminent evacuation. One woman told Amnesty International: 'Every day I’m getting more stressed. I am afraid of leaving the tent. (…) I hear we will be moved but I don’t know what will happen to us".

A large number of the residents in Elliniko have been in Greece for over a year and are likely to stay in the country longer. As such, they should be principally offered accommodation in flats or other smaller accommodation facilities instead of camps, in line with United Nations High Commission for Refugees (UNHCR) recommendation that camps should be used only exceptionally and temporarily to host refugees. Options such as tents and containers should only be used as a last resort and any emergency accommodation must offer adequate and separate sanitary facilities for men and women. Appropriate medical care and services should also be provided, taking into consideration the specific needs of vulnerable groups, including pregnant women, children, the elderly and people with disabilities or chronic illnesses.

Almost all of the residents in the camps in Elliniko are from Afghanistan, and many of them may have genuine claims to international protection. Options for Afghans to legally leave Greece for other EU countries are limited. They are not eligible for the EU emergency relocation mechanism agreed in 2015 to relocate asylum-seekers from Greece and Italy to other EU countries, because they do not meet the EU-wide average asylum recognition rate of at least 75 per cent. Hence, for many, the only option is to seek asylum in Greece. However, many lack trust in the asylum system in Greece due to the long delays in accessing asylum procedures and the reception conditions they have endured since their arrival in the country. As such, some still try to leave Greece irregularly through the Western Balkans routes despite the dangers of such journeys.