Abschiebung

Die thailändischen Behörden haben Ende des vergangenen Jahres etwa 4.500 Angehörige der ethnischen Gruppe der Hmong, darunter 158 Menschen, die als Flüchtlinge anerkannt sind, nach Laos abgeschoben. Die Regierung in Laos verweigert den Vereinten Nationen und anderen Beobachtern den Zugang zu ihnen.

Appell an

AUSSENMINISTER
Thongloun Sisoulit
Ministry of Foreign Affairs
That Luang Road, Vientiane
LAOS
(korrekte Anrede: Dear Minister)
E-Mail: cabinet@mofa.gov.la
Fax: (00856) 21 414 009

JUSTIZMINISTER
Dr Chaleuan Yapaoher
Ministry of Justice
Lane Xang Avenue, Vientiane
LAOS
(korrekte Anrede: Dear Minister)
Fax: (00856) 21 414 009
(Nummer des Außenministeriums)

Sende eine Kopie an

BOTSCHAFT DER DEMOKRATISCHEN VOLKSREPUBLIK LAOS
S.E. Herrn Bounthong Vongsaly
Bismarckallee 2 a
14193 Berlin
Fax: 030-8906 0648

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Thailändisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 24. Februar 2010 keine Appelle mehr zu verschicken.

Amnesty fordert:

SCHREIBEN SIE BITTE FAXE, E-MAILS ODER LUFTPOSTBRIEFE

  • Fordern Sie die Behörden auf, den Beobachtern der UN umgehend uneingeschränkten Zugang zu den aus Thailand abgeschobenen Flüchtlingen zu gewähren, ganz gleich ob sie den Flüchtlingsstatus haben oder nicht.

  • Appellieren Sie an die thailändischen und laotischen Behörden, ihren Verpflichtungen gemäß dem Übereinkommen nachzukommen und jedem Flüchtling die Umsiedlung in Drittländer zu gestatten.

  • Drängen Sie bei den Behörden darauf, die Umsiedlung in Drittländer bedingungslos zu unterstützen.

  • Fordern Sie die Behörden auf, denjenigen, die sich entscheiden in Laos zu bleiben, Mitspracherecht über ihren zukünftigen Wohnsitz und ihre Lebensgrundlage zu geben.

  • Dringen sie bei den thailändischen Behörden darauf, sicherzustellen, dass die 4500 Betroffenen nicht willkürlich inhaftiert oder gefoltert werden oder dem "Verschwindenlassen" zum Opfer fallen.

PLEASE WRITE IMMEDIATELY

  • Calling on the authorities to allow UN monitors unfettered access to the returnees from Thailand immediately, whether or not they have refugee status;

  • Calling on the government to honour their agreement to allow any refugees to settle in third countries;

  • Urging them to expedite and help with any preparations required for third country resettlement;

  • Calling on them to allow those who choose to remain in Laos, rather than be resettled, to participate in decisions about their place of residence and livelihood;

  • Calling on them to ensure that none of the around 4,500 returnees are arbitrarily detained, tortured or subjected to enforced disappearance.

Sachlage

Am 28. und 29. Dezember 2009 haben thailändische Militärangehörige etwa 4.500 Angehörige der Hmong nach Laos abgeschoben und damit gegen internationales Recht verstoßen. Die Betroffenen waren bis dahin in einem Flüchtlingslager im Norden Thailands, in der Provinz Phetchabun, untergebracht. Etwa 158 anerkannte Flüchtlinge, die unrechtmäßig in der Haftanstalt für Einwanderer in Nong Khai, in der Nähe der Grenze zu Laos, festgehalten wurden, hat man ebenfalls abgeschoben. Dies geschah trotz bestehender Angebote von vier anderen Ländern, die Flüchtlinge aufzunehmen. Dabei hatten die Regierungen von Thailand und Laos zugesichert, dass die 158 Flüchtlinge nur durch Laos durchgeführt werden, um dann von Drittstaaten aufgenommen werden zu können. Am 10. Januar berichtete ein Sprecher der laotischen Regierung gegenüber Journalisten jedoch, dass alle Hmong entschieden haben sollen, "für immer in ihrem Heimatland zu bleiben", und nicht mehr ins Ausland umsiedeln zu wollen. Gleichzeitig aber verwehrt die Regierung UN-Beobachtern uneingeschränkten Zugang zu den Flüchtlingen, um deren Wohlbefinden zu beurteilen und sicherzustellen, dass ihre Wünsche, in ein anderes Land umzusiedeln, berücksichtigt werden.

Das Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR) bestätigte, dass die Angst der 158 Flüchtlinge vor Verfolgung in Laos begründet ist, und gestand ihnen den Flüchtlingsstatus zu. Da die thailändische Regierung dem UNHCR keinen Zugang zum Lager in Phetchabun gewährt hat, ist nicht bekannt, wie viele der dort Lebenden vor Verfolgung geflohen sind und deshalb als Flüchtlinge hätten anerkannt werden müssen.

Seit 2005 hatten Abschiebungen von Angehörigen der Hmong aus Thailand nach Laos zu vermehrten Fällen von "Verschwindenlassen", Folter und willkürlicher Inhaftierung geführt. Die laotische Regierung weist zwar jede Verantwortung vehement von sich, liefert allerdings weder nachvollziehbare Informationen, die ihre Nichtbeteiligung nachweisen, noch genehmigt sie unabhängigen Beobachtern diese Berichte zu untersuchen.

Etwa 20 der 158 Flüchtlinge sollen in Phalak gesehen worden sein, einem zur Wiederansiedlung vorgesehenen Dorf, etwa 70 Kilometer nördlich der Hauptstadt Vientiane. Die Aufenthaltsorte der anderen sind nicht bekannt. Allerdings wurden hunderte Rückkehrer an einem als Armeelager beschriebenem Ort gesehen, der nördlich der Stadt Paksan und etwa 20 Kilometer östlich von Vientiane liegt. Dort können sich die Rückkehrer, die meisten unter ihnen sind Frauen und Kinder, nicht frei bewegen, und die mit Stacheldraht eingezäunte Anlage nicht verlassen.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Ungefähr 5000 Angehörige der Hmong aus Laos, unter ihnen eine unbekannte Anzahl Asylsuchender, hatten seit 2004 in einem Lager im thailändischen Phetchabun gelebt. Die große Mehrheit hatte nie Zugang zu einem umfassenden und fairen Asylverfahren. Das thailändische Militär hat sie im Rahmen eines bilateralen Abkommens zwischen Thailand und Laos nach Laos abgeschoben. Viele der bereits zuvor Abgeschobenen wurden nach einer sogenannten "Umerziehung" in eigens angelegten Hmong-Dörfern untergebracht. Die laotischen Behörden haben bisher Diplomaten und lokale Journalisten die Umsiedlungsdörfer besuchen lassen, jedoch nie ohne Begleitung.

Die 158 Flüchtlinge, die man nach Laos abgeschoben hat, wurden willkürlich in der Haftanstalt für Einwanderer in Nong Khai, über einen Zeitraum von länger als drei Jahren, festgehalten. Über die Hälfte der Gruppe sind Kinder. Die Regierungen von Australien, Kanada, den Niederlanden und den USA hatten angeboten, sie aufzunehmen. Die laotischen Behörden, gemeinsam mit den thailändischen, haben dies jedoch verhindert.

Die meisten Hmong-Flüchtlinge und Asylsuchenden in Thailand geben an, in irgendeiner Form Verbindungen zu Gruppen zu haben, die seit dem Ende des Vietnamkriegs 1975 in isolierten Teilen des laotischen Dschungels leben.

Laos ist Vertragsstaat des Internationalen Paktes über bürgerliche und politische Rechte, den es am 25. September 2009 ratifiziert hat. Damit hat sich die laotische Regierung verpflichtet, zu garantieren, dass alle Menschen in Laos vor Folter geschützt werden, dass sie sich innerhalb eines Staates frei bewegen und ihren Aufenthaltsort frei wählen können. Ebenso muss sie ihnen das Recht auf freie Meinungsäußerung und Versammlungsfreiheit garantieren. Außerdem müssen wirksame Sicherheitsmaßnahmen für Gefangene ausgearbeitet und umgesetzt werden.

Asylsuchende Hmong-Angehörige waren zuletzt in der Urgent Action UA-324/2006 betroffen.