Drohende Kriminalisierung wegen Totgeburt

Eine junge lächelnde Frau, die an einem Tisch sitzt, hält sich ihre rechte Hand vor den Mund

Evelyn Hernández wurde im August 2019 von einer Mordanklage freigesprochen, die gegen sie erhoben worden war, nachdem sie 2016 eine Totgeburt erlitten hatte. Die Generalstaatsanwaltschaft hat nun jedoch Rechtsmittel gegen das Urteil eingelegt. Evelyn Hernández ist somit erneut in Gefahr, wegen eines unverschuldeten medizinischen Notfalls kriminalisiert zu werden.

Appell an

Dr. Raúl Ernesto Melara Morán

Fiscalía General de la República

Edificio Farmavida, Calle Cortéz Blanco Poniente No. 20

San Salvador

EL SALVADOR

Sende eine Kopie an

Botschaft der Republik El Salvador

I. E. Frau Florencia Eugenia Vilanova De von Oehsen

Joachim-Karnatz-Allee 47

10557 Berlin-Tiergarten


Fax: 030-20 64 66 29


E-Mail: embasal@embasalva.de oder congen@embasalva.de

Amnesty fordert:

  • Bitte legen Sie keine Rechtsmittel gegen das Gerichtsurteil gegen Evelyn Hernández ein und stellen Sie sicher, dass Frauen in El Salvador wegen Komplikationen in der Schwangerschaft nicht strafrechtlich verfolgt werden.

Sachlage

Am 6. April 2016 wurde Evelyn Hernández bei sich zuhause ohnmächtig und kam sie ins Krankenhaus von Cojutepeque im Norden von El Salvador. Die Wehen hatten eingesetzt, ohne dass sie sich überhaupt bewusst gewesen war, schwanger zu sein. Das Kind kam tot zur Welt. Das Krankenhauspersonal zeigte Evelyn Hernández daraufhin bei der Polizei an. Sie wurde festgenommen, vor Gericht gestellt und wegen Mordes zu 30 Jahren Haft verurteilt. 2018 hob ein höheres Gericht das Urteil auf und ordnete eine Neuverhandlung an.

Am 19. August 2019 wurde die 21-Jährige von der Mordanklage freigesprochen, nachdem sie bereits drei Jahre im Gefängnis verbracht hatte. In der Begründung hieß es, es lägen keine hinreichenden Beweise dafür vor, dass Evelyn Hernández eine Straftat begangen habe.

Am 6. September kündigte die Generalstaatsanwaltschaft jedoch an, Rechtsmittel gegen dieses Urteil einlegen zu wollen. Evelyn Hernández ist somit erneut in Gefahr, wegen eines unverschuldeten gynäkologischen Notfalls kriminalisiert zu werden.

Hintergrundinformation

Hintergrund

Schwangerschaftsabbrüche sind in El Salvador unter allen Umständen strafbar. Frauen, die Probleme in der Schwangerschaft haben und eine Fehlgeburt erleiden, werden häufig ungerechtfertigt unter diesen Gesetzen angeklagt. Nach Angaben lokaler Partnerorganisationen von Amnesty International befinden sich in El Salvador derzeit mindestens 16 Frauen aus diesem Grund im Gefängnis oder werden strafrechtlich verfolgt.

Amnesty International hatte sich bereits 2017 für Evelyn eingesetzt: https://www.amnesty.de/mitmachen/urgent-action/30-jahre-haft-nach-totge…. 2015 veröffentlichte Amnesty einen Bericht, der die Auswirkungen solcher willkürlicher Strafen auf die Frauen in El Salvador beleuchtet und der aufzeigt, dass es hauptsächlich Frauen aus marginalisierten Bevölkerungsgruppen sind, die strafrechtlich verfolgt werden: https://www.amnesty.org/en/documents/amr29/2873/2015/en/