Amnesty Journal 26. März 2019

Musiktipps aus unserem März/April Journal

Ein Mann mit Gitarre, Hut und Sonnenbrille auf einem CD-Cover

Salif Keita: Un autre blanc (naive / believe) 

Gesang gegen den Krieg und Virtuosen an der arabischen Laute. Unser Autor gibt Musikempfehlungen. 

Von Daniel Bax

Stimme der Albinos

Salif Keita, Malis "goldene Stimme", verkündet seinen Abschied. Dieses Jahr wird er 70, "Un autre blanc" soll sein letztes Album sein. Zum großen Finale hat er eine illustre Schar afrikanischer Stars um sich versammelt, darunter Angelique Kidjo aus Benin, den Reggaesänger Alpha Blondy aus Cote ­d’Ivoire und den südafrikanischen Township-Chor Ladysmith Black Mambazo. Kommerziell produziert, schwingt sich Salif Keita auf seinem Alterswerk zu alter Größe auf, besingt die Mutterliebe und seinen Stolz, Afrikaner zu sein, singt gegen den Krieg in Syrien, kritisiert religiöse Führer, die Gott für irdische Zwecke missbrauchen und bedankt sich bei allen, die ihn in den vergangenen 50 Jahren begleitet haben.

Gewidmet ist das Album seinem Lebensthema: dem Kampf für die Menschenrechte von Albinos in Afrika. Auch Salif Keita begegnete, vor allem am Anfang seiner Karriere, aufgrund seiner genetisch bedingten Pigmentstörung offener Diskriminierung. In vielen afrikanischen Ländern leben Albinos gefährlich. Vor allem im Südosten Afrikas, in Malawi, Mosambik, Tansania und Simbabwe, behaupten selbsternannte Medizinmänner, Körperteile von Albinos hätten magische Kräfte. Ritualmorde an Albinos sind dort zum Politikum geworden. Aber auch in Mali sorgte 2018 der Fall eines fünfjährigen Mädchens, das entführt und ermordet wurde, für Entsetzen. Ihrem Andenken widmete Salif Keita seine Veröffentlichung.  

CD-Cover

Le Trio Joburan. The Long March (Cooking Vinyl/ Sony Music)

Politische Lauten

Das Trio Joubran besteht aus den drei Brüdern Samir, Wissam und Adnan, die aus der Stadt Nazareth im heutigen Israel stammen. Sie sind Sprösslinge einer namhaften Familie von Instrumentenbauern und Musikern und alle drei Virtuosen an der Oud, der arabischen Laute. Seit 2005 sind sie als Trio unterwegs und verbinden ihre arabischen Maqam-Kompositionen mit andalusischen Motiven und jazziger Improvisation. Ihr sechstes Album "The Long March" hat eine deutlich politische Botschaft, auch wenn es ein fast reines Instrumentalalbum ist. Es eröffnet mit einem Gedicht von Mahmoud Darwish, dem 2008 verstorbenen palästinensischen Poeten, dessen Lesungen die Brüder einst musikalisch begleiteten.

Das Stück "Carry the Earth" ist vier jungen Cousins gewidmet, die 2014 von einer Rakete getötet wurden, als sie am Strand von Gaza Fußball spielten. Als Background-Sänger tritt Roger Waters auf. Der Titel des Songs bezieht sich auf die Zeilen von Darwish: "Die Toten, die sterben, tragen die Erde, wenn die Reliquien fort sind". Der Titel des Albums erinnert wohl nicht zufällig an den "Marsch der Rückkehr", mit dem die Bewohner des Gazastreifens im Jahr 2018 auf ihre verzweifelte Situation aufmerksam machten. Immer wieder protestierten sie am Grenzzaun zu Israel, forderten ein Ende der über zehnjährigen Blockade und eine Rückkehr in die Städte und Dörfer, aus denen ihre Familien einst vertrieben worden waren. Die israelische Armee schlug die Proteste blutig nieder.

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